Charlottenburger TSV 1858

Deutsche Pokalmeisterschaften der Verbandsklassen 2025

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, heißt es. Und für unsere Damenmannschaft: auf nach Michelstadt!

Mit dem Sieg der C-Klasse beim Pokal Final 4 qualifizierten sich unsere Damen für die Deutschen Pokalmeisterschaften für Verbandsklassen vom 29. Mai bis 1. Juni 2025 im hessischen Michelstadt – from Kreisklasse B into the world! So weit sind wir noch nicht, fair enough, aber wer weiß, was wird. Was wird.

Tag 1: Mittwoch, 28. Mai
Kurz nach acht Uhr morgens geht es los. Die Schultern kribbeln ob des schweren Gepäcks, das Herz ob der Vorfreude, den stillen Erwartungen. Zu dritt machen wir uns auf den Weg nach Hessen, Helene, Varya und Frederike. Sechs Stunden Fahrt stehen uns bevor, die wir mit Gesprächen, Power Naps und Spezi füllen. In Michelstadt angekommen, verschwenden wir gar keine Zeit, legen nur Koffer und Rucksack ab, schnappen uns Schläger und Hallenschuhe und steigen den Berg hinauf zu den Campushallen. Der erste Eindruck: überwältigend; das Gefühl für das Material: ziemlich gut; die Spielverhältnisse: schauen wir mal, was wird. Was wird, wenn’s richtig voll wird.

Tag 2: Donnerstag, 29. Mai
Ein aufregender Tag steht bevor: unser erstes Gruppenspiel. Doch bis es am späten Nachmittag losgeht, sind es noch ein paar Stunden. Und die wollen sinnvoll genutzt werden: Nach einem entspannten Frühstück machen wir uns langsam auf zu den Spielhallen. Hier ist schon einiges los, die ersten Mannschaften spielen sich ein, die Halle ist erfüllt vom rhythmischen Klick-Klack der Bälle, quietschenden Schuhen, greifbarer Vorfreude.

Und diese Freude sollte uns die ganze Zeit in Michelstadt über begleiten – und noch darüber hinaus. Beim Einspielen lernten wir die Damen der dritten Mannschaft der Leutzscher Füchse aus Leipzig kennen (Landesliga), die in der Damen B-Konkurrenz antreten würden, und schlossen uns spontan zu einer Trainings-Anfeuer-Coaching-Gruppe zusammen. Ein verdammt guter Einstieg in das Turnierwochenende – und zugleich ein Boost für das Selbstbewusstsein, weil die Trainingsspiele uns gezeigt haben, dass wir mithalten können, dass wir hier wirklich eine Chance haben.

Das erste Vorrundenspiel fand am Abend gegen die Mannschaft des Gnoiener SV (Mecklenburg-Vorpommern) statt. Im schwierigen ersten Spiel unterlag Varya trotz großartigem Auftreten knapp im fünften Satz gegen die an Eins gesetzte Lena Hamann (TTR 1451), woraufhin sich Helene gegen Nicole Hamann (TTR 1348) mit einem Sieg in der Verlängerung revangieren konnte. Wir hatten Feuer gefangen, wir wollten den ersten Sieg in der Gruppe holen – and we delivered. Auch dank des wachen, motivierenden Coachings der Füchsinnen.

Tag 3: Freitag, 30. Mai
Kaum dass die Sonne ihre Strahlen durch die Gardinen wirft, uns wachkitzelt, sind wir schon wieder auf dem Weg zu den Campushallen. On the menu today: TTC G.-W. Staffel 1953 (Hessen) und die TuS Esingen (Schleswig-Holstein). Es sollten kurze Spielzeiten werden, die Richtung, welche Mannschaft das Spiel im best-of-seven-System gewinnen würde, schon früh absehbar sein. Und das tat so gut, denn es hat uns unsere Unsicherheiten genommen, uns angetrieben, und letztlich: unsere beste Leistung abrufen lassen.

Am Abend fand die Players‘ Night statt, ein DJ legte Musik auf, die Luft war erfüllt von Lachen, dem Geruch von Nackensteak und dem Zirpen der Grashüpfer. Bald hatte sich die „Berliner Treppe“ gebildet und wir nutzten den Abend, um uns mit den Spielerinnen des TTC Blau-Gold und des Köpenicker SV Ajax auszutauschen, über das Turnier, die Saison, „alte Zeiten“ und das, was kommt.


Tag 4: Samstag, 31. Mai
Das letzte Spiel in der Vorrunde stand bevor, der Showdown qua Ansetzung zum richtigen Zeitpunkt. Die Mannschaft des TSV Herrlingen (Baden-Württemberg) war bislang ungeschlagen und auch bei uns stand die Null; es sollte also ein spannendes Spiel werden. Und das wurde es: vier Stunden und neunundzwanzig gespielte Sätze, vier Spiele in der Verlängerung, die am Ende zu unseren Ungunsten standen, das Zünglein an der Waage, das den knappen 4:3-Sieg für die drei jungen Spielerinnen aus Baden-Württemberg manifestierte.

Der Schweiß stand uns noch auf der Stirn, da wurden wir schon für das Viertelfinale aufgerufen. Kraft, sich kritisch über die zeitliche Ansetzung zu äußern geschweige denn die Auslosung der Endrunde – weil: wieso spielten wir als Gruppenzweite gegen einen anderen Gruppenzweiten? -, hatten wir keine mehr; das Adrenalin, das uns vier Stunden lang im Modus gehalten hat, rauschte hinab, aber der Wille, das Ding durchzuziehen: ungebrochen. Einmal von der Banane abgebissen ging es weiter. Wir hatten es in die Endrunde geschafft!

Im Viertelfinale spielten wir gegen die Mannschaft des DJK Niedersteinbach (Bayern), die Siegerinnen des Bayern-Pokals. Das erste Einzel: ein Herzschlagspiel gegen lange Noppen, doch Varya hat einmal mehr ihre Nervenstärke und spielerische Kreativität unter Beweis stellen und das Spiel im Fünften für sich entscheiden können. Die nominell mit Abstand stärkste Spielerin der gesamten Damen C-Konkurrenz wartete im zweiten Spiel auf Helene: Jasmin Schuhmacher (TTR ~1600) fertigte Helene, und später auch Varya, scheinbar glatt in 3:0-Sätzen ab, doch jeder einzelne Satz war umkämpft, die Spiele qualitativ wohl mit die besten dieses Turniers. In ihrem ersten Einzel konnte sich Frederike mit 3:1 gegen Barbara Hattenbach (TTR 1275) und ihr unkonventionelles Anti-Spiel durchsetzen. Das Doppel wiederum ging glatt verloren. Am Ende unterlagen wir mit 2:4 in einem denkbar knappen Spiel, doch waren um eine großartige Erfahrung reicher.

Michelstadt, wer hätte das gedacht, dass wir nach unserer ersten Saison bereits bei den Deutschen Pokalmeisterschaften stehen würden, unseren Gegnerinnen auf Augenhöhe begegnen können. Müde, aber unendlich glücklich fuhren wir am nächsten Tag nach Hause, zurück nach Berlin. Jetzt hatten wir Feuer gefangen.

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